Projekthintergrund
Neues Messsystem erhält neue HMI
Die IMS Messsysteme bietet Produzenten und der weiterverarbeitenden Industrie von Aluminium-, Stahl -und nicht Eisenmetallerzeugnissen ein breites Produktportfolio von Präzisions-Messsystemen. Die HMI zum Monitoring der Messwerte und zur Ansteuerung des Messsystems sollte im Zuge einer Produktneuentwicklung nutzerfreundlicher gestaltet werden.
Die challenge
VON MEVINET ZU MEVIWEB - INDUSTRIE 4.0 FÜR IMS
Das Design des MEVIweb Vorgängers- MEVInet- stammte noch aus den 90er Jahren und sollte komplett überholt werden. Das Ziel war es eine webbasierte responsive HMI zu schaffen, die modernen Anwendungen in Sachen Interface Design und User Experience in nichts nachsteht.
Dabei sollte nicht nur das Design der HMI erarbeitet werden, sondern auch ein HMI Konfigurator und das cloudbasierte Backend gestaltet werden.
Als ich in das Projekt eingestiegen bin, gab es noch keinerlei Ansätze einer neuen UI und UX. Ich durfte die Produktpalette von Grund auf mitgestalten.
PERSÖNLICHE ZIELE
So viele Fähigkeiten wie möglich im Bereich UI/UX-Design erlangen
Es handelte sich um mein erstes reines UI/UX Projekt. Mein Ziel war es im Digital Design Sektor Fuß zu fassen und meine Industrial Design Kompetenzen, wo immer möglich, um nötige Skills zu ergänzen.
Ich habe jede sich mir bietende Chance genutzt, um neue Tools zu lernen und Methoden zu erproben, um ein optimales Nutzererlebnis zu schaffen, das dem gängiger UIs in nichts nachsteht.
ANFÄNGLICHE RECHERCHE
nachvollziehen des status-quo
Um den Ist-Zustand des Produkts und der Nutzererfahrung zu verstehen, haben ich und mein Teamkollege diverse qualitative User Research Methoden angewendet.
Ich habe User Interviews, Feldforschung, Nutzerbeobachtungen und Handlungsanalysen durchgeführt, um zu verstehen wie Nutzer mit der alten HMI interagieren, welche Aufgaben sie bewältigen müssen und wo in der Bedienung Probleme bestehen.
Feldstudie
Die Feldstudie gab wichtige Antworten auf kontextuelle Fragen zum Produkt. Bevor wir uns an die Konzeption der HMI machten, bauten wir ein kollektives Basisverständnis dafür auf, unter welchen Bedingungen das Produkt zum Einsatz kommt.
ERKENNTNISSE
BESTIMMUNG VON PROBLEMEN
Nach Auswertung des initialen Researchs taten sich viele gravierende Problemfelder auf, die wir lösen mussten. Die wichtigsten waren:
Navigation
Die Navigationsstruktur war nicht nachvollziehbar. Über die Bottom Bar konnten verschachtelte Pop Up Menüs geöffnet werden. Nur der Seitentitel deutet den aktiven Menüpunkt an.
Button Feedback
Button blinken je nach Aktionsstatus in unterschiedlicher Farbe. Farbcodes müssen dabei vom Nutzer gelernt werden. Nach Stoppen von Aktionen, wird nicht klar, in welchem Zustand das System verharrt ist.
Prozesssichtbarkeit
Statusrückmeldungen zu laufenden Aktionen wurden in einem kleinen Prozessfenster angezeigt. Nutzer können Dauer und Prozessfortschritt anhand des Fensters schlecht nachvollziehen.
Umständliche User Flows
Durch die undurchsichtige Seitenstruktur und fehlende Querverlinkungen, entstanden teils sehr umständliche User Flows, um zusammenhängende Aufgabenreihen zu lösen.
Information Design
Visuelle Unterstützung zur Informationsinterpretation beliefen sich auf farbliche Datenhinterlegung bei Statusinformation, sowie Charts und einige Messzeiger-Diagramme. Informationen wurden größtenteils tabellarisch gelistet.
Mehrfachverwendung der selben Steuerelemente
Beim Analysieren der Seiten fiel auf, dass ein und dieselben Controls zur Kontrolle der Messfunktion auf nahezu jeder Seite positioniert waren. Diese Controls sind bei jeder Interaktion mit dem Messbügel von zentraler Bedeutung.
Der entwicklungsprozess
LÖSEN DER PROBLEME
Die Entwicklung der einzelnen Komponenten folgte einem immer selben Prozess, der sich wie folgt gestaltete:
INFORMATIONSARCHITEKTUR
VERKNÜPFUNG DER HMI-LEVELS - IM EINKLANG MIT ‚PROGRESSIVE DISCLOSURE‘
Beim Gestalten der Informationsarchitektur und der Seiten, achtete ich darauf Nutzern zu ermöglichen von Übersichtsseiten mit den wichtigsten KPIs in tiefer liegende Seiten mit einer Vielzahl von Detailinformationen navigieren zu können. Ich verknüpfte die HMI-Levels nach dem Prinzip der 'Progressive Disclosure'.
user flows
ERSCHLIESSEN UND OPTIMIEREN VON ARBEITSABLÄUFEN
Das Aufzeichnen von User Flows in Form von low-fidelity Wireflows half mir dabei Umstände beim bewältigen typischer Aufgaben aufzudecken, schnell zu optimieren und zu kommunizieren. Sie sorgten außerdem dafür, dass der Fokus bei Diskussionen zur UX dort lag, wo er sein sollte: auf der Nutzerführung statt dem UI-Design.
wireframing
EXPLORATION UND KONZEPTFINDUNG
Seite für Seite wurden nach und nach alle Komponenten konzipiert und entworfen und in low-bis high-fidelity Wireframes umgesetzt. Ich erstellte Konzeptvarianten und diskutierte Vorzüge und Nachteile der verschiedenen Ansätze mit dem Team. Nach interner Abstimmung von Konzeptfavoriten, habe ich diese stetig weiter verfeinert. Anschließend sorgte ich durch Erstellung von Handoff Documents und durch Rücksprachen mit Entwicklern für eine detailgetreue Umsetzung des Entwurfs. Die Komponenten durchliefen bis zur finalen Umsetzung stets mehrere Iterationen.
motion design
DIE KOMPONENTE DIE NOCH FEHLTE
Nachdem das Grundgerüst der HMI umgesetzt war, interagierte ich mit dem rudimentären Prototypen und stellte fest, dass eine wichtige Komponente noch fehlte:
Motion Design.
Besonders störend waren statischen Wartezeiten, die beim Navigieren und bei der Interaktion mit Komponenten wie Buttons und Switches auftraten.
In der Folge setzte ich mich mit den Prinzipien und Best Practices des Motion Designs auseinander und arbeitete mich in Adobe After Effects ein, welches beim Erstellen von Animationskonzepten die größte Flexibilität bietet. Nach einer Einarbeitungszeit von knapp 2 Wochen begann ich animierte Design Konzepte, wo angebracht, in die Komponentenentwicklung zu integrieren.
Ich skizzierte Storyboards, digitalisierte und animierte ausgewählte Konzepte. Die finalen Konzepte habe ich in Rücksprache mit Entwicklern auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüft und angepasst und anschließend Spreadsheets für das Developer Handoff vorbereitet. Diese haben eine einfache und detailgetreue Umsetzung meiner Motion Konzepte gewährleistet.